bookmark_borderErklärung zu den Spruchbändern beim Covid-Meisterempfang

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Mitten auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie, als allerorten eine Welle der Solidarität durchs Land schwappte, war einer Gruppe privilegierter Fußballfunktionäre nichts wichtiger, als irgendwie die Bundesligasaison zu Ende zu bringen, um ihr Millionen-Business am Leben zu halten. Wie von allen guten Geistern verlassen und ohne einen Funken Respekt vor der Situation in der sich weite Teile der Gesellschaft befanden und befinden, wurde nun der Covid-Meister und -Pokalsieger gekrönt und dann auch noch im Münchner Rathaus empfangen und gefeiert. Es sind Titel, die maximal für den Briefkopf Relevanz haben.

Anstatt mit Respekt und Demut der Situation zu begegnen und ein Konzept für die Zeit nach Corona zu erarbeiten, wurde das Geschäft kompromisslos durchgezogen. Ganz deutlich wurde dabei, dass die Proficlubs nur noch für Geld spielen, entkoppelt von der Gesellschaft und unter Ausschluss dieser, der Basis des Zuschauersports Fußball, den Fans. Dabei gehört der Fußball allen, nicht einer elitären Gruppe Großkopfadn!

Völlig unerwartet kommt das Gebaren dabei allerdings nicht, wenn man z. B. sieht wie Menschen(rechte) geopfert werden, um eine WM mitten in der Wüste durchzuziehen oder das Image eines autokratischen Schurkenstaats für ein paar Millionen Euro mehr reinzuwaschen. Gerade die Verantwortlichen des FC Bayern, seit Jahren regelmäßig in Katar im Trainingslager sowie mit der staatlichen Qatar Airways als Platin-Partner verbunden, scheinen nicht davon gestört, wenn die Menschen(rechte) auf dem Opferaltar serviert werden … wir dagegen schon!

bookmark_borderStellungnahme zum Hausverbot wegen „Bayern-Amateure gegen Montagsspiele“

Am 17. Februar 2020 trafen die Bayern-Amateure auf den Halleschen FC – ein Montagsspiel. Während die DFL im Dezember 2018 zwar spät, aber besser spät als nie, auf die anhaltenden Fanproteste gegen fanunfreundliche Anstoßzeiten reagierte und mit Auslauf des aktuellen TV-Rechte-Vertrags zur Saison 2021/2022 die Abschaffung der Montagsspiele in der 1. und 2. Liga verkündete, wartet man bis heute vergeblich auf eine derartige Reaktion vom DFB, unter dessen Zuständigkeit die 3. Liga fällt. So prangte bei besagtem Montagsspiel gegen Halle ein „Bayern-Amateure gegen Montagsspiele“-Transparent auf der Gegengerade der Hermann-Gerland-Kampfbahn.

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Montagsspiele stehen sinnbildlich für Spieltermine, die die maximale Distanz zum Stadionpublikum darstellen. Den aktuell dem FC Bayern München bzw. der ausgelagerten Fußball-AG vorstehenden Personen, namentlich Karl-Heinz Rummenigge und Jan-Christian Dreesen, ist es nun gelungen diese scheinbar größtmögliche Entfremdung noch einmal um Längen zu übertreffen, indem sie „aufgrund [der] nachweislichen Beteiligung bzgl. des unerlaubten Einbringens und Einsatzes“ des „Bayern-Amateure gegen Montagsspiele“-Transparents ein unbefristetes Hausverbot aussprachen, welches einem örtlichen Stadionverbot gleichkommt, ist es doch sowohl für die Arena, die Hermann-Gerland-Kampfbahn, das Nachwuchsleistungszentrum als auch für das Trainingsgelände an der Säbener Straße gültig.

Uns ist weder bekannt, ob Karl-Heinz Rummenigge das „Bayern-Amateure gegen Montagsspiele“-Transparent mit den Worten, dass man nun nicht zur Tagesordnung übergehen könne, quittiert hat, noch, ob er den Reinigungsfantasien Vorschub leisten möchte, welche die Funktionäre im deutschen Fußball umtreibt. Schon das vor wenigen Wochen aufgeführte Manöver Rummenigges, die Beleidigungen eines Milliardärs, der wie er selbst für das pervertierte, gierige Fußballbusiness steht, durch die in Dauerschleife wiederholenden Schlagwörter Rassismus und Diskriminierung moralisch aufzuladen, war so durchschaubar wie amoralisch und perfide. „Wir haben viel zu lange die Augen zugemacht, was in gewissen Kurven oder in vielen Kurven, eigentlich in allen, passiert ist. Wir haben viel zu viel gestattet und mit dem heutigen Tage muss ein Umdenken stattfinden. Man muss jetzt mit aller Intelligenz […] dagegen vorgehen.“ ließ sich Rummenigge zitieren. Nun scheint die Maskerade gänzlich zu fallen, wird sich doch – mit aller Intelligenz – Methoden bedient, auf die selbst die Partner aus autokratischen Herrscherkreisen neidisch und anerkennungsvoll blicken dürften.

Vom DFB bzw. dessen Präsident Fritz Keller ist überliefert, dass diskutiert werden müsse, „wo bei Kritik, die selbstverständlich zulässig ist, auch wenn sie überzeichnet daherkommt, künftig die rote Linie verläuft“. „Bayern-Amateure gegen Montagsspiele“ ist wortwörtlich genommen wahrscheinlich nicht einmal Kritik, wohl eher eine Haltung, jedenfalls kommt sie alles andere als überzeichnet daher und so maßen sich Rummenigge und Dreesen an, die rote Linie so zu definieren, dass fortan jedes Spruchband und jede Zaunfahne unabhängig vom Inhalt zum örtlichen Stadionverbot führen kann. Die von Großmannssucht infizierten Funktionäre setzen zum Großreinemachen an, denn „Bayern-Amateure gegen Montagsspiele“ scheint nicht Teil der von Rummenigge beschworenen „Stadionkultur, um die uns ganz Europa beneidet [und die] wieder von Vernunft und Menschlichkeit bestimmt werden muss“, zu sein.

Dabei sei die Frage gestellt, ob ein Anerkennen der Menschenrechte nicht Grundvoraussetzung für „Vernunft und Menschlichkeit“ ist. Wer gegenüber dem eigenen Geldgeber Katar nicht klar und unmissverständlich für Menschenrechte eintritt, verspielt nicht nur jedwede Glaubwürdigkeit, sondern bringt den gesamten FC Bayern in Verruf. Die Aussage von Präsident Hainer, der FC Bayern stünde „für die Werte Toleranz, Respekt und Vielfalt“ entlarvt sich spätestens mit willkürlich ausgesprochenen Hausverboten, was aber auch nicht weiter verwundert, wenn, wie im Zuge der Corona-Pandemie geschehen, die zur Schau gestellte Intoleranz und Einfalt Rummenigges soweit geht, dass mit „der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung des Fußballs“ gemeint ist, „am Ende des Tages“ die Finanzen über die Gesundheit und in der Folge auch über Menschenleben zu stellen. Es ist offensichtlich woran es krankt: Es fehlt an einer Funktionärskultur, um die uns ganz Europa beneidet und die von Vernunft und Menschlichkeit bestimmt werden muss!

Auch wenn der DFB davon Lichtjahre entfernt ist, liegt es nun auch an ihm, zu beweisen, ob nach all den vollmundigen Worten, dass es „eine Selbstverständlichkeit und Konsens“ sei, dass Stadien nicht zu „kritikfreien Räumen“ umgestaltet und die Meinungsfreiheit eingeschränkt werde, diese auch mit Inhalt zu füllen, oder ob aber akzeptiert wird, dass die geschaffene Diktatur des Geldes für Rummenigge und Dreesen „unter dem Deckmantel der Demokratie“, wie vonseiten des FC Bayern auch schon mal auf die vorgebrachte Kritik an der Partnerschaft mit Katar reagiert wurde, nun auch die Mittel von Despoten bereithält. So bleibt die Frage, ob nicht diejenigen die freie Meinungsäußerung beschädigen, die nun dem Redner der vor wenigen Wochen vom Club Nr. 12 veranstalteten Podiumsdiskussion „Katar, Menschenrechte und der FC Bayern – Hand auf, Mund zu?“ wegen eines „Bayern-Amateure gegen Montagsspiele“-Transparents ein Hausverbot erteilen?

Wenn sich die Verantwortlichen des FC Bayern zum Ziel gesetzt haben, den Spielraum, in dem Kurven ihrer Meinung nach kritisch sein dürfen, weiter zu beschränken, werden sie auf nicht gekannten Widerstand stoßen. Diese Farce wird nicht akzeptiert!

Munich’s Red Pride

HV

bookmark_borderKatar, Menschenrechte und der FC Bayern – Hand auf, Mund zu?

Eine Veranstaltung von Bayernfans aus der Südkurve am Donnerstag, den 16.01.2020 um 19 Uhr im EineWeltHaus München.

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Seit 2011 absolviert der FC Bayern München sein alljährliches Wintertrainingslager in Katar und verfügt darüber hinaus seit 2016 durch Sponsorenpartnerschaften mit dem Hamad International Airport und Qatar Airways über direkte Verflechtungen mit dem katarischen Staat.

Das Land steht seit Jahren wegen der Ausbeutung von Gastarbeitern und zahlreicher Menschenrechtsverletzungen in der öffentlichen Kritik. Tausende Arbeiter verloren in den letzten Jahren durch die widrigen Arbeitsbedingungen ihr Leben. Im ersten Halbjahr 2019 kamen allein aus Nepal 111 Gastarbeiter auf katarischem Boden zu Tode. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch kritisieren wiederkehrend, dass grundlegende Menschenrechte nicht eingehalten werden. Nicht selten sehen sich die großteils aus Südostasien und Afrika stammenden Arbeiter sklavenähnlichen Bedingungen ausgesetzt.

Auf Kritik an der Partnerschaft mit Katar ist von Seiten der Vorstände und des Präsidiums des FC Bayern immer wiederholt von einer „verbesserten Situation der Arbeiter- und Menschenrechte“ in Katar zu hören, dass man im Dialog sei und nur ein Dialog etwas zum Positiven verändern könne.

Bis heute ist trotz mehrmaliger Versprechen des katarischen Regimes das für Arbeitnehmer einer Leibeigenschaft gleichende Kafala-System immer noch nicht abgeschafft, sodass die andauernden Bekundungen der „verbesserten Situation“ in der Südkurve mit „Und wieder fliegen mit Kafala Airways die Menschenrechte davon“ kommentiert wurden.

Zwei Mitglieder des vor Ort in Katar selbstorganisierten nepalesischen Arbeiter-Netzwerks, Shramik Sanjal, haben unsere Einladung, nach München zu reisen und über die Situation der Menschen- und Arbeitsrechte in Katar zu sprechen, angenommen. Ein großer Dank geht hierbei an die Rosa-Luxemburg-Stiftung, die Organisation, Flug und Unterkunft übernimmt. Am 16. Januar werden die beiden Gäste aus erster Hand von der Situation vor Ort berichten und für Fragen aller Art zur Verfügung stehen.

Für eine Diskussion über die Situation in Katar und darüber, was Partner, seien es Fußballverbände oder Fußballvereine, wie der FC Bayern München, und/oder Fans an Beitrag leisten können/müssen, sind zudem weitere Gesprächsteilnehmer geladen, u.a. Vertreter vom FC Bayern.

Mit Benjamin Best hat bereits der durch seine Rechercheleistung, der Reportage „Gefangen in Katar“, preisgekrönte Journalist seine Teilnahme zugesichert. Die Reportage dokumentiert die Ausbeutung der Gastarbeiter in Katar, die verheerenden Zustände in den Arbeitslagern, sowie gar gravierende Verletzungen von Arbeitsstandards auf WM-Baustellen der FIFA.

Fragen, Anregungen aller Interessierten sind jederzeit willkommen.

Veranstaltungsbeginn ist 19.00 Uhr im EineWeltHaus München, Schwanthalerstraße 80. Eintritt frei.

Für Speis und Trank ist zu fairen Preisen gesorgt.